Von Merle Steinmann
Ein Tag gegen Rollenbilder und Sexismus in der Arbeitswelt sowie generell moralisch schlechter behafteter „Frauenberufe“. Es soll Mädchen die Chance geben, eher männerdominierte Arbeitsfelder auszuprobieren, da sie sich sonst vielleicht eher für einen anderen, typischen „Frauenberuf“ entschieden hätten. Es sollte Jungs die Augen öffnen, welchen stereotypischen Berufsfeldern Frauen nachgehen. Der Tag soll dazu einladen alte, verstaubte Denkweisen abzulegen und offene sowie neue Gesellschaftsstrukturen aufzubauen. Die Geschichte der Diskriminierung der Frau am Arbeitsplatz reicht nur Jahrzehnte zurück, denn vorher durfte eine Frau nicht arbeiten gehen oder gar eigenes Geld verdienen. Erst seit 1966 ist es Frauen erlaubt ein eigenes, vollkommen eigenes, Konto zu führen und dieses anzumelden, ohne die Erlaubnis oder Anwesenheit des Ehemanns.
Wie sehr die früheren Rollenbilder die heutige Gesellsschaft noch beeinflussen, ist extrem. So würden viele Kleinkinder einen Arzt oder Anwalt als männlich darstellen, wohingegen die Krankenschwester, Sekretärin oder Lehrerin meistens weiblich dargestellt wird. Das hängt selbstverständlich auch mit den unterschiedlichen Umfeldern der Kinder zusammen, doch zeigt es deutlich die Rückständigkeit in diesen Bereichen. Aus diesem Grund ist die neutrale Sprache auch so wichtig, denn die Sprache formt das Denken, so jedenfalls die Sapir-Whorf-Hypothese. Viele meiner Mitschüler, einschließlich mir selber, haben interessante und lehrreiche Erfahrungen gemacht. Eine meiner Mitschülerinnen war beispielsweise bei einem Steinmetz und hat viel Neues gelernt. Eine andere im Labor der Dortmunder Universität. Zweien meiner Mitschüler wurden die Augen während der Arbeit als Pflegekraft geöffnet und so geht es weiter. Der Tag war gefüllt mit Erfahrungen und neuen Informationen über die Berufsmöglichkeiten.
Doch da kommt bei mir die Frage auf: Hilft dieser Tag tatsächlich beim Abbau steroetypischer Berufswahlen? Kann das Hineindenken in alte Strukturen, um eine Praktikumsstelle auszuwählen, nicht den schon gemachten Fortschritt schmälern? Ich weiß, dass es einigen meiner Mitschüler und Mitschülerinnen genauso ging wie mir, wir hatten nämlich einige Zeit keine wirkliche Ahnung, was genau von uns erwartet wird. Für mich und auch einige andere war es schwer, zu differenzieren, was denn jetzt ein „Männerberuf“ und was denn ein „Frauenberuf“ sein soll. Auch die Lehrer und Lehrerinnen, welche wir durchaus fragten, konnten uns keine klare Antwort geben und so stellten wir uns die endgültige Frage: Erreicht dieser Tag was er erreichen soll?